Bürger profitieren vor Ort von der Energiewende
Die Kommune nimmt die Energiewende selbst in die Hand und baut regenerative Energien weiter aus. Der geplante Bürgersolarpark bietet Einstiegsmöglichkeiten für die Bürger.
Die Gemeinde hatte am Dienstagabend zu einer Infoveranstaltung zum geplanten Bau und Finanzierung des Bürgersolarparkes in die Sportarena mit großer Resonanz eingeladen. Mehr als 100 Zuhörer informierten sich über das Bauvorhaben zum Ausbau regenerativer Energien und die Modalitäten zur finanziellen Bürgerbeteiligung durch Crowd-Founding. 1. Bürgermeister Christian Porsch hieß dazu die Zuhörerschaft, besonders die Vertreter der Sparkasse Oberpfalz-Nord, der Raiffeisenbank am Kulm, die Vertreter der Firmen Primus-Energie und Fronteris-Gruppe aus Regensburg sowie Crowd-Founding-Spezialist Erik Parthier von der DKB-Bank willkommen. „Die Gemeinde Speichersdorf errichtet in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern einen Bürgersolarpark und Sie können direkt davon profitieren. Investieren Sie direkt, regional in die Energiewende und vor Ort in Erneuerbare Energien. Wir laden Sie ein, sich an unserem Crowdfunding-Modell zu beteiligen“, erklärte das Gemeindeoberhaupt eingangs.
Rund 20 Millionen Kilowattstunden Ertrag
Der Bürgersolarpark Speichersdorf entsteht auf zwei Teilflächen im Bereich der Bahnlinie Speichersdorf-Weiden westlich des Bahnüberganges bei Guttenthau und im Bereich der bestehenden beiden Windräder südlich des Weilers Teufelhammer. Der Bürgersolarpark Speichersdorf mit einer Leistung von 18,9 MWp erzeugt im Jahr rund 20 Millionen Kilowattstunden Strom aus der Sonne. Damit können über 5800 Haushalte mit regenerativem Strom versorgt werden. Der dazu gegründeten GmbH & Co KG wurde durch die Bundesnetzagentur eine Stromeinspeisungsvergütung von 5,14 Cent/Kilowatt auf 20 Jahre Laufzeit zugesichert. Der Bebauungsplan ist bereits seit März 2022 rechtskräftig und es besteht Baurecht. „Sogar die Einführung eines eigenen Stromtarifes für alle Speichersdorfer Verbraucher ist denkbar, aber noch Zukunftsmusik“, so Porsch.
Die beiden Vertreter der Firmen Primus und Fronteris-Gruppe informierten über die Rahmenbedingungen zur Planung und technischen Umsetzung. „Eine Gemeinde die in Sachen erneuerbarer Energien derart forsch vorangeht, haben wir selten erlebt. Der Bürgersolarpark ist eine Chance für alle die Unabhängigkeit von fossiler Energie zu werden“, so die beiden Vertreter. Primus sorgt für die planerische Umsetzung und die Fronteris-Gruppe für die schlüsselfertige Herstellung der Photovoltaikanlagen. Es werden 35.300 Solarmodule des Herstellers Suntec in drei übereinander angelegten Reihen verbaut. Die aufnehmende Stahlkonstruktion ist für bessere Pflege der darunter liegenden Rasenfläche einen Meter hoch. Die Anlage erhält 77 Huawei-Wechselrichter und 7 Siemens-Trafos.
Regionales Betreibermodell
Porsch erläuterte die Betreiberkonstellation der GmbH & Co KG. Die Kommanditisten sind die Gemeinde mit 51, die Bürgerenergiegesellschaft INKAS und die Raiffeisenbank am Kulm eG mit jeweils 24,5 Prozent Anteilen. Als Komplementär fungiert die Speichersdorf GmbH – Speichersdorf nachhaltig entwickeln. Hinter ihr steht die Gemeinde mit 100 Prozent. Für die Finanzierung sorgen die Sparkasse Oberpfalz Nord und die beteiligten Bürger mit ihren Einlagen. Das Crowd-Funding und -Financing übernimmt die DKB-Bank als 100-prozentige Tochter der Bayerischen Landesbank. Im Rahmen des Crowd-Financing-Projekts können sich Bürger aus der Gemeinde Speichersdorf mit Einlagen von 250 bis 25.000 Euro beteiligen. Danach kann eine neue Beteiligung bis zum Laufzeitende von 20 Jahren aufgerufen werden. Die aus der Anlage auflaufende Gewerbesteuer fließt nur der Gemeinde Speichersdorf zu. Für die Anlagenüberwachung und Instandhaltung sorgt die Fronteris-Gruppe. Die Grünlandfläche wird mit Schafen beweidet.
Das Finanzkonstrukt samt Crowd-Funding und -Financing stellte Erik Parthier von der DKB-Bank vor. Die Gesamtinvestitionskosten betragen rund 13 Millionen Euro. Finanziert wird das Projekt mit 2,3 Millionen Euro durch Bürgereinlagen und der Rest über Kreditfinanzierung der Sparkasse Oberpfalz Nord und der DKB. Die Einlagen werden auf 10 Jahre festgeschrieben und mit 2 Prozent bei jährlicher Auszahlung verzinst. Die Rückzahlung muss nach 10 Jahren erfolgen, da bei Crowd-Funding keine längere Laufzeit möglich ist. Die Einlage mittels Schwarmfinanzierung ist eine indirekte Beteiligung in Form eines Nachrangdarlehens. Näheres kann dem Vermögensinformationsblatt, Darlehensvertrag und Risikoerklärung entnommen werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist die von der DKB übernommenen Zwischenschaltung eines Finanzanlagenvermittlers. „Das finanzielle Risiko der Anlage in den Bürgersolarpark ist sehr gut kalkulierbar. Sie haben einen kommunalen Partner, der für Sicherheit und Stabilität sorgt“, erklärte der DKB-Experte. Die Einlagenzeichnung kann durch alle Bürger mit Wohnsitz in der Gemeinde Speichersdorf ab dem 1. Juli mit dreimonatiger Frist erfolgen. Dem Anleger entstehen keine Kosten. Wie üblich sind die Zinsen im Rahmen der Einkommensteuer steuerpflichtig. Anschließend hatten die Bürger die Möglichkeit Fragen zum Projekt und Beteiligung zu stellen. Text und Bild: Arnold Koch
Alle weiteren Informationen sowie die Präsentationen finden Sie hier.