Spatenstich für Großprojekt

Norbert Pietsch (Geschäftsführer Bürgerenergiegesellschaft INKAS), Bürgermeister Christian Porsch, Hans-Jörg Schön (Vorstand Sparkasse Oberpfalz Nord), Peter Porsch (Vorstand Raiffeisenbank am Kulm), Landrat Florian Wiedemann, Jürgen Meyer-Menz (Primus Energie) und Marcus Vilsmeier (Fronteris Energie) beim Spatenstich. Foto: Eva Vogel

 

Die Kommune baut regenerative Energien weiter aus und nimmt die Energiewende selbst in die Hand. Mit dem Spatenstich startete am Freitagvormittag das größte Projekt zum Ausbau der regenerativen Energien nicht nur in der Gemeinde als Vorzeigemodell eines Bürgersolarparks. Die Gemeinde hatte dazu unter großen Medieninteresse zum Bauort an den beiden bestehenden Windrädern südlich des Weilers Teufelhammer eingeladen. TV Oberfranken und der Bayerische Rundfunk hatte Fernsehteams zu diesem bayernweit Aufsehen erregenden Vorhaben entsandt.  1. Bürgermeister Christian Porsch hieß dazu Landrat Florian Wiedemann, die Vertreter der Sparkasse Oberpfalz-Nord, der Raiffeisenbank am Kulm, der Firmen Primus-Energie und Fronteris-Gruppe aus Regensburg, Mitglieder des Gemeinderates und Grundstückseigentümer bei leichtem Regenschauer unter der Zeltpagode willkommen. „Viel Sonnenschein brauchen wir künftig für unsere Photovoltaikanlage, der Regen heute soll uns Glück bringen. Wir nehmen die Energiewende selbst in die Hand. Zusammen mit regionalen Partnern und unserer Bürger errichten wir einen Bürgersolarpark als spezielles Speichersdorfer Modell“, freute sich das Gemeindeoberhaupt. Er betonte, dass daran die Gemeinde maßgeblich und mit einer Bürgerbeteiligung in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro an der Umsetzung mitwirkt. Zusammen mit der angestrebten Vollversorgung der Kommune mit Strom sind dies bayernweit Alleinstellungsmerkmale. Die Wertschöpfung bleibt damit zum Großteil in der Region.

Große Bürgerbeteiligung

Er erläuterte, dass die Bürgersolarpark Speichersdorf GmbH & Co KG den Betrieb des Solarparks übernimmt. Die Gemeinde ist mit 51 Prozent Hauptgesellschafter, die Raiffeisenbank am Kulm und die regionale Bürgerenergiegesellschaft INKAS+SOLAR GmbH & Co KG übernehmen jeweils zur Hälfte die restlichen Kommanditisten-Anteile. Die Finanzierung des mit rund 13 Millionen Euro veranschlagten Parks erfolgt über die Sparkasse Oberpfalz-Nord und die KfW-Bank. Er hob heraus, dass sich die Bürger über ein Crowd-Founding-Modell der DKB-Bank mit festverzinstlichen Anteilen bis zu einer Höhe von 25.000 Euro und 2,6 Millionen Gesamtvolumen mit 10 Jahre Laufzeit beteiligen können. „Dieses Konstrukt ist einmalig und wurde in allen Stadien einstimmig durch den Gemeinderat in gutem Miteinander und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit regionalen Partnern auf den Weg gebracht“, so Porsch. Die ersten Zaunreihen stehen bereits und mit dem Einrammen der Trägerposten wurde bereits begonnen. Die Photovoltaikmodule werden bereits in Rotterdam entladen, sodass absehbar keine Verzögerungen des Baufortschritts eintreten werden.

Eigener Stromtarif

Der Bürgersolarpark Speichersdorf entsteht auf zwei Teilflächen im Bereich der Bahnlinie Speichersdorf-Weiden westlich des Bahnüberganges bei Guttenthau und im Bereich der bestehenden beiden Windräder südlich des Weilers Teufelhammer. Der Bürgersolarpark Speichersdorf mit einer Leistung von 18,9 MWp erzeugt im Jahr rund 20 Millionen Kilowattstunden Strom aus der Sonne. Damit können über 5800 Haushalte oder 23.000 Menschen mit regenerativem Strom versorgt werden. Der dazu gegründeten GmbH & Co KG wurde durch die Bundesnetzagentur eine Stromeinspeisungsvergütung von 5,14 Cent/Kilowatt auf 20 Jahre Laufzeit zugesichert. Der Bebauungsplan ist bereits seit März 2022 rechtskräftig und es besteht Baurecht. „Sogar die Einführung eines eigenen Stromtarifes für alle Speichersdorfer Verbraucher ist denkbar, aber noch Zukunftsmusik“, so Porsch.

Festtag für den ganzen Landkreis

Die beiden Vertreter der Firmen Primus und Fronteris-Gruppe informierten über die Rahmenbedingungen zur Planung und technischen Umsetzung. „Eine Gemeinde die in Sachen erneuerbarer Energien derart forsch vorangeht, haben wir selten erlebt. Der Bürgersolarpark ist eine Chance für alle die unabhängig von fossiler Energie zu werden“, so die beiden Vertreter. Primus sorgt für die planerische Umsetzung und die Fronteris-Gruppe für die schlüsselfertige Herstellung der Photovoltaikanlagen. Es werden 35.300 Solarmodule des Herstellers Suntec in drei übereinander angelegten Reihen verbaut. Durch die Streulichtnutzung wird ein Mehrertrag von drei bis fünf Prozent erzielt. Die aufnehmende Stahlkonstruktion ist für bessere Pflege durch Beweidung der darunter liegenden Rasenfläche einen Meter hoch. Die Anlage erhält 77 Huawei-Wechselrichter und 7 Siemens-Trafos. Eingespeist wird in das Umspannwerk bei Plössen. Die Fertigstellung ist zum Jahresende 2022 geplant.

„Heute ist mit dem Spatenstich ein Festtag für die Gemeinde und den Landkreis. Es wird ein wichtiger Schritt gemacht der fatalen Abhängigkeit von einem Energielieferanten wie Russland entgegenzutreten“, verdeutlichte Landrat Florian Wiedemann ist seinem Grußwort. Die Möglichkeit, dass sich auch Bürger daran finanziell beteiligen können, erhöhte die Akzeptanz der bereits mit zwei Windrädern vorbelasteten Teilfläche.

Nach dem gemeinsamen Spatenstich fand man sich bei Häppchen und Getränken zum gemeinsamen Gedankenaustausch.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Den Bericht des Bayerischen Rundfunks finden Sie hier.

Text: Arnold Koch