Einweihung des Bürgersolarparks Speichersdorf

Die Einweihung des Speichersdorfer Bürgersolarparks wurde zu einem Familienfest für die Bürgerschaft. Die Gemeinde ist bilanziell mit elektrischem Strom mehr als eigenversorgt.

Mit festlichem aber auch in familiären Rahmen fand am Sonntagnachmittag unter den beiden Windrädern bei Teufelhammer die Einweihung des bayernweiten Vorzeigeprojekts „Bürgersolarpark Speichersdorf“ statt. Damit zählt die Gemeinde Speichersdorf nicht nur landkreis- sondern auch bayernweit zu den Vorreiterkommunen bei Klimaschutz, Erzeugung erneuerbarer Energien und auch Eigenversorgung mit Strom.

Mit dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber, Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, Landrat Florian Wiedemann, den Landtagsabgeordneten Tim Pargent (Grüne) und Rainer Ludwig (FW), Mitgliedern des Gemeinde-, Bezirks- und Kreisrates war ein großer Kreis Politprominenz gekommen, um zusammen mit Vertretern der am Projekt beteiligten Banken, Firmen, Gemeinde, Grundstückseigentümern, der Geistlichkeit mit Friederike Steiner und Sven Grillmeier, Altbürgermeister Manfred Porsch und den Bürgern den Photovoltaikpark einzuweihen.

Wir nehmen die Energiewende selbst in die Hand

„Wir nehmen die Energiewende selbst in die Hand.  Dies war unser Motto zum Start dieses Bürgersolarparkes auf insgesamt 16 Hektar Fläche und einer Gesamtleistung von 19 Megawatt elektrischer Leistung“, erläuterte das Gemeindeoberhaupt. Insgesamt 440 Zeichner von Solarparkeinlagen beteiligten sich mit 1,1 Millionen Euro, damit rund zehn Prozent der Gesamtinvestitionssumme, an der Projektfinanzierung. Die Gemeinde hält 51 Prozent der Geschäftsanteile. „Wir brauchten gute Nerven, Sitzfleisch, einen langen Atem und gute Partner, um ein solch großes Investitionsvolumen zu schultern“, so Porsch. Dazu half auch das Bayerische Klimaschutzgesetz, das erst den gesetzlichen Rahmen schuf, solch ein Projekt als Gemeinde mit Zustimmung der Rechtsaufsicht neben vielen anderen Pflichtaufgaben zu verwirklichen. „Mit diesem Park auf zwei getrennten Parkflächen werden 20 Millionen Kilowatt Strom pro Jahr erzeugt. Dies reicht aus, um unsere Gemeinde mit Bürgerschaft und Gewerbe bilanziell komplett selbst mit Strom zu versorgen. Am Ende soll auch ein eigener Stromtarif entstehen, um einen weiteren Standortfaktor zu schaffen“, erläuterte Porsch.

Speicher als nächstes Thema

Was jetzt notwendig ist eine Speicherung des mit 5,14 Cent/Kwh EEG-Vergütung vergüteten und erzeugten Stroms, um damit grundlastfähig zu werden. Er wünschte sich für alle Beteiligten viele ertragreiche Sonnenstunden und dankte den Wirbenzer Vereinen für die Bewirtung der Gäste und dem Männergesangsverein Wirbenz für die gesangliche Umrahmung. „Heute ist ein Festtag für das Team Energiewende Bayern. Dazu zählt auch Speichersdorf, dass die Energiewende zusammen mit den Bürgern angepackt hat und ein Vorbild nicht nur für ganz Oberfranken ist. Sie alle sind jetzt Teil der Wertschöpfung durch Stromproduktion mittels Photovoltaik, Windrädern und Biogasanlagen vor Ort “, lobte Thorsten Glauber. Durch den Landtag wurden die Rahmenbedingungen geschaffen, um solche Anlagen einfacher und schneller als Teil der Energiewende bauen zu können. Er betonte, dass Oberfranken schon immer einen großen Teil der Energiewende, anders als andere bayerische Bezirke, mitgetragen hat. 6.000 Haushalte werden mit der PV-Anlage versorgt. Damit ist die Produktion erneuerbarer Energie in der Kommune von 240 auf 340 Prozent angewachsen. „Speichersdorf braucht jetzt Speicher. Dann gibt es auch einen lokalen Stromtarif. Eigenstromerzeugung erzeugt auch ein gutes Gefühl bei sich selbst“, war Glaubers Schlusssatz.

Beeindruckende Energieprojekte

Landrat Florian Wiedemann freute sich die Gemeinde auch beim nächsten Schritt zum Ausbau erneuerbarer Energien und Energiewende begleiten zu können. „Der Park reiht sich in einer wahrlich beeindruckende Liste von erneuerbaren Energieprojekten ein, die in und von Speichersdorf initiiert wurden, damit unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen“, so der Landrat. Er erinnerte an den Bau der beiden Windkraftanlagen, das erste Bioenergiedorf Oberfrankens Guttenthau in 2007 und die Impulse für die Bioenergieregion. Die Gründung der Gesellschaften wie INKAS, Bio-Energie Speichersdorf und manche Bio-Landbau-und Naturschutzprojekte folgten.  Die Wertschöpfung vor Ort bleibt mit dem PV-Park in Bürgerhand. Aktuell kann der gesamte Strombedarf der Gemeinde selbst erzeugt werden. Auch der Landkreis wird eigene Gebäude mit PV-Anlagen ausstatten. Er dankte allen Kräften, die sich in der Kommune und in Bayern für die Energiewende einsetzen.

Kirchliche Segnung

In den Reden der Vertreter der Hersteller- und Planungsfirmen Primus Solar und Fronteris Energie wurde die Tatkraft und Mut aller Beteiligten hervorgehoben und guter Ertrag gewünscht. Es folgte die offizielle Inbetriebnahme der Anlage. Die beiden Geistlichen Friederike Steiner und Sven Grillmeier segneten anschließend den Solarpark. Der Projektleiter von der Firma Fronteris gab mit seinem Richtspruch noch einige technische Details bekannt. Es wurden 35.000 PV-Module verbaut und 200 Kilometer Kabel verlegt. Die Länge der Einspeisungsleitung zum Umspannwerk Plössen beträgt 5,5 Kilometer. Mit dem Park werden 10.000 Tonnen CO² eingespart.

Anschließend trugen sich die Offiziellen, Bürger und Gäste in das Goldene Buch der Gemeinde ein. Gemeinsam enthüllte 1. Bürgermeister Christian Porsch und Umweltminister Thorsten Glauber eine Schautafel am Einfahrtstor des PV-Parkes. Die Bürger und Gäste nahmen die Einladung bei sonnigem Wetter an sich niederzulassen, sich unterhalten und kostenlos von den Wirbenzer Vereinen mit Kaffee/Kuchen, Leckerem vom Grill, Käse und Brezen und kühlen Getränken versorgen zu lassen.

[Text & Bilder von Arnold Koch]