Zum 7. Fest der Kulturen verwandelte sich die Sportarena in einen bestens besuchten Dialog- und Begegnungsraum mit dem Thema „Freund statt fremd“.
Die Gemeinde und der Caritasverband Bayreuth hatten am Samstagnachmittag alle Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde zum 7. Fest der Kulturen in die Sportarena eingeladen. Das Fest der Kulturen erfuhr in Kooperation mit dem Caritasverband Bayreuth nach längerer coronabedingter Pause eine bestens besuchte und gut durchorganisierte Neuauflage. Seit vielen Jahren engagiert sich die Gemeinde für eine gelebte Integration und bot mit diesem Fest allen, ob Migrant oder Alteingesessener, ein friedliches Miteinander und gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen gemeinsam über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg miteinander zu beweisen. Das Miteinander in guter Nachbarschaft und Akzeptanz der eigenen kulturellen und religiösen Werte wurden mit dem gemeinsamen Fest gestärkt und ausgebaut. Dabei ist aufeinander zugehen, sich kennen- und verstehen lernen Kernpunkt einer gelungenen Integration.
Zur Eröffnung zogen die Festgäste und Organisatoren mit Fahnen der Herkunftsländer der Speichersdorfer Bürgerschaft in die Sportarena ein. Vor der Begrüßung durch Bürgermeister Christian Porsch und Mitorganisatorin Dolores Longares-Bäumler trugen die drei Geistlichen Pfarrerin Andrea Kühn, Pfarrer Sven Grillmeier und Imam Osman Aykan einzeln und mit verschiedenen Inhalten ihre Friedensgebete vor. Im Kern erklärten sie, dass nur ein friedliches Miteinander glücklich machen kann. Die Gesellschaft braucht dafür Zufriedenheit und Vertrauen, Miteinander und Füreinander da zu sein. Die Menschen müssen sich mit Respekt begegnen, haben ein Recht auf Würde und Freiheit. Sie sollten nie aufhören vom Frieden zu träumen, auch wenn er unerreichbar erscheint. Ziel muss es sein einen Weg zur friedlichen Koexistenz und guter Nachbarschaft zu finden. Es folgte ein Korangesang des Imam.
Porsch und Longares-Bäumler hießen die vielen Festgäste, darunter MdB Anette Kramme und MdL Stefan Frühbeißer, die Vertreter des Integrationsbeirates und des Begleitausschusses „Demokratie Leben“, Landrat Florian Wiedemann, den Unterstützerkreis sowie Ratsmitglieder willkommen. Sie erläuterten beide Ziele und Programm des Festes der Kulturen. Porsch berichtete, dass die Gemeinde seit 1945 immer wieder Anlaufpunkt für Geflüchtete, Vertriebene, Gastarbeiter oder Übersiedler gewesen sei. Derzeit leben 513 Personen mit ausländischer Staatszugehörigkeit aus 41 Ländern in der Gemeinde. „Speichersdorf hat vielen Menschen neue Heimat und neue Chancen für ein Leben in Frieden und Freiheit geboten. Wir setzen heute gemeinsam ein Zeichen für Demokratie, friedliches Miteinander, egal welcher Hautfarbe, Nation, Religion oder Kultur. Wir wollen heute mit allen Menschen das Fest der Kulturen feiern“, verdeutlichte das Gemeindeoberhaupt. Sein Dank galt allen Mitwirkenden Helfern und den vielen, die mit Kuchen, Speisen und Getränken für ein vielfältiges und bestens angenommenes multikulturelles, internationales Büfett sorgten.
Anschließend trat ein seit November 2023 in Speichersdorf aufgenommener geflüchteter 25-jähriger Syrer ans Mikrophon. Hossam al Aziz las in verständlichem Deutsch seine Geschichte und Gedanken zu seiner Flucht und seinen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft den Festbesuchern vor. Hoffnungslosigkeit, Angst um das eigene Leben, Krieg und Willkür waren die Antriebskräfte für das Verlassen der Familie und des eigenen Heimatlandes. Er dankte für seine Aufnahme sowie Unterstützung und die neue Chance sein persönliches Glück und Arbeit in seiner neuen Heimat suchen zu können. Für seine Rede und für seinen Vortragsmut erntete er großen Beifall.
Die beiden Abgeordneten betonten zusammen mit der Geschäftsführerin des Caritasverbandes Bayreuth Bozena Schiepert in ihrem Grußworten, dass für die Geflüchteten vieles neu ist und manches Angst macht. Verlierer von Konfliktsituationen ist immer der Mensch, Lächeln schafft Vertrauen war die Kernaussage. Sprache, Kultur, Beruf und Umgang miteinander müssen erfahren und neu gelernt werden. Dazu ist die Bereitschaft aller erforderlich den Geflüchteten das Rüstzeug für erfolgreiche Integration beizubringen, um miteinander fried- und respektvoll zu leben. Sie lobten die Gemeinde, die die Herausforderung der Integration angenommen und gemeistert hat. Landrat Florian Wiedemann zollte der Gemeinde Respekt für die Bereitschaft diese Gesellschaftsaufgabe mit großen Engagement anzunehmen und damit dem Landkreis bei der schwierigen Aufgabe zur Integrationsbewältigung zugewiesener Flüchtlinge zu helfen.
In den Pausen sorgte das Duo „Tunes for Two“ für die musikalische Unterhaltung. Der junge Akkordeonspieler Rafael Fries zeigte mit seinem Auftritt zum „Ungarischen Tanz Nr. 5“ seine virtuoses Können. Die jungen Damen der Bayreuther Tanzgruppe „Kolibri“ sorgte mit zwei Tanzauftritten für weitere Programmpunkte. Sie ernteten wie auch die beiden Volkstanzgruppen der Landjugend Plössen, die mit dem „Stampfer, Schlamperer und der Sternpolka“ für weitere Höhepunkte sorgten, großen Beifall. Den Abschluss bildete die Pegnitzer Trommlergruppe „Okafo“ als Percussion-Ensemble. Rund 30 Helferinnen und Helfer und der kommunale Bauhof waren beim Fest tätig und sorgten für Auf- und Abbau und den reibungslosen Ablauf. Sie buken und brunzelten Spezialitäten aus ihrem Heimatland für das große Speisenbuffet. Der CVJM zauberte leckere alkoholfreie Cocktails.
Die Gemeinde ehrte die ehrenamtlichen Sprachkursleiterinnen und Sprachkursleiter dafür, dass sie Woche für Woche für das Erlernen der deutsche Sprache für die Geflüchteten im Ehrenamt ihre Freizeit opferten. In der Fotobox konnten die Gäste diesen Moment im Bild mit dem Untertitel „Ich stehe auf Demokratie“ festhalten. Für den Gemeindenachwuchs standen Spiel- und Bewegungsgeräte und ein rege genutzter Maltisch zur Verfügung. Am Stand des Integrationsbeirates konnte man sich Infos mitnehmen und im persönlichen Gespräch über diese wichtige Aufgabe erhalten. Die Veranstaltung wurde durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“ finanziell gefördert.