Im Rahmen einer Ortsrundfahrt per Rad gab es für Ratsmitglieder und interessierte Bürgerinnen und Bürger ein Info-Update zu geplanten Bauvorhaben im Rahmen des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK). Im Rahmen der Umsetzung des ISEKs hatte die Gemeinde Speichersdorf und das beauftragte Planungsbüro UmbauStadt aus Weimar am Vormittag des 4. Mai zu einer Radtour durch die Orte Speichersdorf und Kirchenlaibach eingeladen. Ziel war es aus erster Hand den Stand der Umsetzung der in den Maßnahmenkatalog aufgenommenen ISEK-Projekte vor Ort zu erörtern.
Nach den beiden Bürgerbeteiligungsrunden, der ersten Radtour in 2022 und dem Sommerfest war die zweite Radtour der nächste Schritt in der ISEK-Öffentlichkeitsarbeit. Zudem unterstrich die Kommune damit ihren Willen und Bereitschaft zum Start der priorisierten Projekte. Die eineinhalbstündige Tour mit mehreren Stationen in Kirchenlaibach und Speichersdorf umfasste rund 3,5 Kilometer und zeigte den rund 30 Teilnehmern die Handlungsfelder und -bedarf für künftige ISEK-Projekte auf. Zur Radtour hieß 1. Bürgermeister Christian Porsch insbesondere den Regierungspräsidenten von Oberfranken Florian Luderschmid, der per Bahn angereist war, die Mitglieder des Gemeinderates sowie Cornelia Dittmar und Kollegen vom Planungsbüro UmbauStadt aus Weimar willkommen. „Wir feiern heute den 10. Tag der Städtebauförderung. Im ganzen Land werden ISEK-Projekte vorgestellt. Im letzten Jahr wurde in unserem Regierungsbezirk 55 Millionen Euro an Förderung gewährt und vieles vorwärtsgebracht. Wo die Städtebauförderung war oder ist, das sieht man den sanierten Ortskernen deutlich an“, erklärte Luderschmid. Porsch betonte, dass die Zusammenarbeit mit den Referatsmitarbeitern „Städtebauförderung“ bei der Regierung sehr gut und reibungslos ist. Dittmar erläuterte, dass durch das aufgestellte ISEK die Gemeinde in den Genuss der Land-Bund-Förderung in Höhe von 60 Prozent der förderfähigen Maßnahmenkosten kommt. Sie lobte das den zeitlich gestrafften Vorbereitungszeitraum und das große Engagement der Gemeinde zur zeitnahen Umsetzung der ambitionierten Projekte zum Erreichen von Nachhaltigkeit, Mobilität, Energie- und Ressourcenschonung.
Die Strecke führte vom Treffpunkt Rathaus zum gegenüberliegenden innovativen Wohnprojekt. Dort stellte Architekt Reinhold Krausch vom Architekturbüro m3plan das Projekt Wohnquartier „Am Laibacher Weg“ des Investors Ziegler-Group vor. „Wir haben 30 Prozent Single-Haushalte im Ort, es mangelt jedoch an Zwei- und Dreizimmerwohnungen. Insgesamt entstehen von 2023 bis 2025 mit diesem Projekt insgesamt 150 Wohnungen. Dafür ist unsere Gemeinde von der Regierung als Best-Practice-Beispiel ausgezeichnet worden“, erläuterte Porsch. „Hier entstehen 14 Wohngebäude mit insgesamt 100 Wohnungen. Das Bauvorhaben begann am 18. März und soll binnen eines Jahres fertig sein. Nächste Woche wird für Haus I die Bodenplatte betoniert und die ersten bereits angelieferten Module werden Ende Mai draufgestellt“, berichtete Krausch. Der Nahwärmeanschluss erfolgt durch die Bioenergie GmbH Speichersdorf im August. Die Module werden zu 98 Prozent im Werk vorgefertigt und fünf binnen eines Tages montiert. Zur Wohnungsnachfrage erklärte Porsch, dass diese im Rathaus weiter hoch ist.
Die Teilnehmer radelten anschließend zum vorgesehenen Baufeld für den neuen Dorftreff am Feuerwehrgerätehaus in Kirchenlaibach. Das Gemeindeoberhaupt erläuterte, dass die Gemeinde das alte Schulgebäude aktuell zur Kita mit 36 neuen Betreuungsplätzen umbaut. Darin waren vorher eine SVE-Klasse, Schulungsraum der Feuerwehr und ein Versammlungsraum der Soldaten- und Kriegerkameradschaft untergebracht. Eine Kombinutzung war nicht möglich. „Wir wollen hier im Rahmen des ISEK einen Dorftreff für die Ortsgemeinschaft, für das gesellige Leben im Dorf, das von den Vereinen getragen wird, als künftigen Versammlungsort bauen. Kompromisse für die Gebäudeplanung mit den beteiligten Vereinen sind gefunden“, so Porsch. Als Ergebnis des gebildeten Arbeitskreises entsteht das Gebäude in Verlängerung des Feuerwehrgerätehauses in Hufeisenform mit Saal, Lager, Toiletten und Küche. Im Haushalt der Gemeinde sind für den Neubau eine Million Euro bei 60-prozentiger ISEK-Förderung eingestellt. Der Neubau soll 2025 mit Inbetriebnahme in 2026 beginnen. Der FFW-Alt- und Neubau samt Kita werden mit Nahwärme versorgt. Damit werden rund 75 Prozent der kommunalen Liegenschaften mit regenerativer Wärmeenergie geheizt.
Anschließend führten die UmbauStadt-Mitarbeiter die Radkolonne zur neuen Bahnbrücke in der Bahnhofstraße und zum Mobilitätsknotenpunkt Bahnhof. Dort erläuterte Porsch, dass im letzten Jahr die erste innerörtliche Bahnbrücke fertiggestellt wurde. Der Brückenneubau in der Ganghofer Straße erfolgt 2026/2027. Vorher müssen dort kommunale Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt werden, sodass die Durchfahrt bereits Monate vorher gesperrt werden muss.
Am Bahnstegwendel berichtete der Rathauschef von den geplanten Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen der Bahn AG am Bahnhof Kirchenlaibach: „Das wichtigste Projekt, das vielen Ortsbewohnern und Bahnnutzern unter den Nägeln brennt, ist der barrierefreie Umbau der Bahnsteige und die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Bereich Schiene-Bus-Pkw-Radverkehr. Der barrierefreie Bahnstegumbau startet am 6. März 2025 und soll bis Ende November 2025 abgeschlossen sein“. Die Gemeinde wird in diesem Zeitraum zusammen mit der Bahn auch den in der kommunalen Bau- und Unterhaltsträgerschaft stehenden Bahnsteg sanieren, um ein höhengleiches Erreichen der zu den Bahnstegen führenden Liftanlagen zu gewährleisten.
Die Zugangsunterführung zu den Bahnsteigen wird zurückgebaut. Auf den Bahnsteigen entstehen jeweils zwei Wartehäuschen; deren Anzahl wird jedoch kritisiert. Das alte WC-Gebäude erwarb die Gemeinde bereits und wird dort ein Bushaltepunkt mit Wartebereich und WC errichten. Im Rahmen des landkreisweiten Mobilitätskonzepts entsteht auch entlang der Bahnhofstraße P&-R-, barrierefreie Parkplatzflächen, die die Gemeinde ebenfalls bereits erworben hat. Das in Privathand stehende Bahnhofsgebäude wird saniert und mittels Praxisräumen, Büchercafe und Warenverkaufsautomat umgenutzt. Porsch schloss diese Maßnahmeerklärung mit dem Hinweis, dass die Denkmalschutzbehörde die weitere Verwendung der klassizistischen Säulen des abzubrechenden Bahnsteigdaches an anderer Stelle einfordert.
An der Sportarena angekommen erläuterte Cornelia Dittmar die mit 1,5 Millionen Euro vorgesehene größte ISEK-Maßnahme Innenentwicklung mittels „Lebendiger Ortsmitte“. Zunächst entsteht auf der Westseite der Graserstraße im Bereich des jetzigen Bolzplatzes ein neues Gebäude für die offene Ganztagsschule mit Mensa/Saal, Küche und Räume für die nachschulische Betreuung. Die Graserstraße soll verkehrsberuhigt ausgebaut werden. Derzeit wird ein Architektenwettbewerb für die 1,6 Hektar große Grünfläche ausgeschrieben. Dabei liegt der Schwerpunkt auf neue Erholungs-, Sport- und Freizeitangebote für jedes Alter, mehr Grün-, Beschäftigungs-, Ausruh- Sitz- und Spaziermöglichkeiten. Der Pumptrack ist probeweise aufgestellt, um die Akzeptanz dieser Sportmöglichkeit auszuloten. Porsch ergänzte dazu, dass im Rahmen der ISEK-Förderung ein Verfügungsbetrag von 50.000 Euro für solche Tests bewilligt ist. In Erwägung gezogen wird weitere Einrichtungen auszuprobieren. Für die in die Jahre gekommene Halle West ist geplant eine Jugendhaltestelle einzurichten, wo Treffs und Sportmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Im Rahmen einer Nachhaltigkeitsuntersuchung werden derzeit mehrere Varianten untersucht. Vereinsvertreter wünschten sich, dass die Halle weiter für sportliche Aktivitäten zur Verfügung stehen soll.
Anschließend wurde in einer lockeren Gesprächsrunde die ISEK-Maßnahmen mit ihren Prioritäten und Leitpositionen erörtert. Zum Abschluss gab es für die Teilnehmer der ISEK-Radltour Essen und Getränke und nichtalkoholische Cocktails.
Text und Bild: Arnold Koch