Willkommensveranstaltung beantwortet viele Fragen
„Wir wollen Ihnen in einer schwierigen Zeit eine gute Heimat geben“, begrüßte Bürgermeister Christian Porsch 47 Flüchtlinge und deren Gastgeber, darunter 18 Kinder und Jugendliche in der Sportarena. Circa 80 Flüchtlinge haben in den letzten Tagen im Gemeindegebiet eine vorübergehende Bleibe bei Verwandten, Freunden oder privaten Gastgebern gefunden. Sie alle waren am späten Montagnachmittag zu einer Info-Veranstaltung in der Sportarena eingeladen.
Wie wichtig in dieser Situation Information ist, zeigte allein die Vielzahl der Themen von der Registrierung über Verpflegung bis zur ärztlichen Versorgung, die zur Sprache kamen. Wie sich zeigte waren erst zwei Flüchtlinge registriert. Ein Glücksfall wollte es, dass zu den Speichersdorfer Flüchtlingen Milana Lisnychenko aus Kiew gehört. Die 48-Jährige war Sekretärin an der deutschen Schule in Kiew und hat nach ihrer Flucht im Speichersdorfer Süden ein Quartier gefunden. Sie stellte sich als Dolmetscherin zur Verfügung und unterstützt bei der Antragsstellung in der Gemeinde, bei Sprachproblemen bei der Schulanmeldung oder bei Arztgängen.
Von Heidi Lauterbach vom Sozialamt und Patrick Kopp vom Einwohnermeldeamt gab es detaillierte Informationen zu rechtlichen Fragen der Registrierung im Landratsamt Bayreuth, der Anmeldung im Rathaus und der Beantragung der Aufenthaltserlaubnis. Asylleistungen können ab sofort beantragt werden, kündigten sie an. Sie werden ab Mitte April ausgezahlt. Die Flüchtlinge werden benachrichtigt. Das Geld wird von der Gemeinde ausbezahlt. Die Gemeinde leistet ad hoc Hilfe und überbrückt die Wartezeit mit Vorschusszahlungen.
Für die Kirchen luden Elke Bundscherer und Pfarrer Sven Grillmeier zu den sonntäglichen Gottesdiensten und zu den Veranstaltungen unter der Woche. „Unabhängig von der Konfession und ohne auszufüllendes Formular“, wie sie eigens betonten. Mehrere Krabbelgruppen gibt es für Kinder. Für ältere Kinder ab vier Jahre gibt es verschiedene Gruppen. Auf große Resonanz stieß das Angebot von Sandra Zyla. Die ausgebildete Pädagogin mit Zusatzqualifikationen und Erfahrung in Sprachkursen hat sich bereit erklärt, jeweils am Mittwoch Sprachkurse im Rathaus für Kinder und Erwachsene anzubieten. Wie groß hier der Bedarf ist, zeigte allein der Umstand, dass sich bereits an diesem Nachmittag die Anmeldeliste rasch füllten. Dolores Longares-Bäumler von der Flüchtlingshilfe der Caritas hatte Einkaufsgutscheine für die Erstversorgung dabei.
„Wir werden alles tun, dass sie sich in Speichersdorf wohlfühlen“, so Porsch. Sein Dank galt auch den Quartiergebern und Unterstützern, die mitgeholfen haben, die geflüchteten aufzunehmen. Es sei wichtig, den neuen Bürger zu zeigen, was Speichersdorf bietet und wo es für den täglichen Bedarf Hilfe und Unterstützung gebe, meinte er. Alles was zum täglichen Leben nötig sei halte die 6000 Einwohnergemeinde vor. Anhand einer geographischen Karte erläuterte Porsch die Standorte für Einkaufsmöglichkeiten, die Schule und Spielplätze, Ärzte, Zahnärzte und Apotheke, die vier Kindergärten, die Kirchen und den Bahnhof. Für die Gäste lagen Ortspläne bereit. Mit Blick auf das Vereinswesen erhielten die Gäste ausgedruckt eine Übersicht der Kinder- und Jugendvereine. Auch die größten Arbeitgeber wurden erwähnt. Im Rathaus stehen gespendete Kinderkleidung, Spielsachen und Hygieneartikel bereit. Die Telekom bietet in einer Aktion kostenlose SIM-Karten an.
Breit war auch die Palette an Anliegen, die die Flüchtlinge und Gastgeber bewegt, wie die anschließende Fragerunde zeigte. Wie lange dauert es, bis der Aufenthaltstitel erteilt wird? Wohin werden die Bescheide geschickt. Ab wann können die Kinder in den Kindergarten und die Schule gehen? Interessenten sollten sich in der Gemeinde melden, , so Porsch. Die Gemeinde werde Besprechungstermine mit Kindergärten und Schule vereinbaren und die Aufnahme begleiten. Im Rathaus warten auch Schultaschen auf die Kinder. Bei der Schulanmeldung wird nach einer Masernimpfung gefragt, ließ er den Gästen wissen. In der Sportarena wird in Kürze ein Corona-Impftermin angeboten. Besprochen wurden auch die Modalitäten eines Arztbesuchs, die Einrichtung eines Bankkontos für die Auszahlung von Asylleistungen, Fragen der Haftpflichtversicherung, die Möglichkeit einen Führerschein zu machen. Text: Dr. Wolfgang Hübner
Weitere Informationen im Rathaus bei Patrick Kopp (Tel. 09275/988-12) und Heidi Lauterbach (Tel. 09275/988-14).