In einem Bild immer wiederkehrende Formen und Farben verschmelzen zusammen zu originellen abstrakten Kunstwerken. Ein Speichersdorfer Autodidakt zeigt seine eigenwilligen Bilder
Zu einem eher für die Kommune seltenen Kunstereignis fanden sich Bürgermeister Christian Porsch, seine beiden Stellvertreter Rudi Heider und MdL Franc Dierl als Mitglied des Bayerischen Landtages, Mitglieder des Gemeinderates, Vertreter der örtlichen Banken und die Schulleitung in der Eingangshalle des Werner-Porsch-Schulzentrums am Montagvormittag (19.02.2024) ein. Exakt an seinem 66. Geburtstag startete dort unter Beisein der Schülerschaft eine Vernissage mit Werken des in Speichersdorf lebenden Künstlers Bernd Wagner.
Bürgermeister Christian Porsch begrüßte die anwesenden Gäste zu der von der Gemeinde unterstützten und mitorganisierten Vernissage. Sein Dank galt der Schule mit Rektorin Iris Sebald und dem Bauhof für das Bereitstellen des Foyers und die Einrichtung der Stellwände. „Für mich ist es heute eine Premiere. Erstmals seit fast vier Jahren dürfen wir eine Kunstausstellung mit Werken von Bernd Wagner zusammen eröffnen. Er hat uns seine Werke auf eigenem Wunsch für diese Vernissage zur Verfügung gestellt. Diese Plattform soll der Schülerschaft Mut machen künstlerisch tätig zu werden und Talente zu entwickeln“, verdeutlichte der Rathauschef.
„Es ist meine erste Ausstellung in dieser Größe. Ich bin leidenschaftlich im Bereich Malerei aktiv. Danke an die Gemeinde und Schule für diese Ausstellungsplattform, die es ermöglicht meine Bilder einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Kreativität ist wunderbar und wurde uns einfach zum Leben geschenkt. Sie bringt uns darin immer ein Stück weiter“, so Wagner. Er erläuterte, dass Kreativität zeigt, was für Menschen möglich ist und sie damit formt. Sie ist unerschöpflich, braucht Spielraum und Freiheit und bringt den Menschen immer ein Stück weiter im Leben. „Kreativität muss sinnvoll eingesetzt werden und darf nicht dazu benutzt werden den Frieden in jeder Form zu stören. Er ist wie die Freiheit schnell in Gefahr und beide müssen wohl behütet werden“, schloss der Künstler.
Wagner arbeitet mit selbst gefertigten Schablonen, die er zunächst nach dem Zufallsprinzip auf die Leinwand legt, mit Stecknadeln fixiert und mit einem Filzstift nachzeichnet. Mehrmals gedreht und verschoben entsteht das Grundgerüst, der künstlerische Rahmen für das neue Kunstwerk. Anfangs gibt es keine Idee für ein Bildmotiv. Erst nach und nach gestalten der Zufall und die Vorstellungskraft des Künstlers das Kunstwerk. Die dadurch entstandenen Felder und Freiflächen malt der Künstler entweder vollständig mit verschiedenen Farben aus oder lässt neuerdings manche leer. Je nach Länge und Blickwinkel der Betrachtung lugen Menschen und Tiere, Pflanzen und Umwelt aus der Bildfläche hervor und erschließen sich nach und nach dem Betrachter. Die rund 20 ausgestellten Kunstwerke haben keine Namen. Sie überlassen es dem Besucher jeweils eigene Motive zu finden, Gedanken und Bildeindrücke zusammen zu führen und mit eigener Phantasie zu interpretieren.
Die ersten mit Schablonen vorgegebenen Werke aus seinem Stift und Pinsel sind bereits rund 20 Jahre alt und die einfachen Wandmisch- und Acrylfarben haben eine Leuchtkraft wie am Entstehungstag.
„Frühers malte ich die mit Schablonen entstandenen Flächen komplett aus. Jetzt arbeite ich oft nur mehr Teilflächen farbig heraus. Dadurch entstehen im Wechsel von Formen und Farben neue Perspektiven“, berichtete der Künstler.
Seine früheren Werke sind komplett ausgemalt und mit selbst gestalteten Holzrahmen, teils mit Sandsteinintarsien verziert, eingefasst. „Ein Bild mache ich nie in einem Zug fertig. Ich lasse es eine Zeit lang in Ruhe, gehe dran vorbei, habe es aber oft im Blickfeld. Dann kommen mir bei mehrfacher Betrachtung Ideen zur weiteren Bildgestaltung bis hin zum fertigen Werk. Das nächste Bild wird erst nach der Fertigstellung des Vorgängers begonnen“, berichtete Wagner.
Bei manchen ausgestellten Bildern ist deren Bildaufbau und Entstehungsweise Schritt für Schritt nachvollziehbar. Er verdeutlichte, dass er weder Landschafts- noch Portraitmaler ist, sondern seinen eigenen freien Stil weiterverfolgt.
Rektorin Iris Sebald bestätigte den wertvollen Beitrag dieser Ausstellung für die künstlerische Bildung der Schüler: „Mal einen Künstler zu hören, ihn zu seinen Werken zu befragen, was er dabei gedacht hat und welche Blickweise er dafür brauchte, das ist für die jungen Betrachter sehr wertvoll“. Abstrakte Kunst fordert vom Betrachter Zeit eigene Eindrücke und Zusammenhänge nach dem Motto zu kreieren: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Zitat von Antoine de Saint-Exupéry, aus dem Buch der kleine Prinz)
Infos zur Person Bern Wagner:
Der autodidaktische Künstler Bernd Wagner wurde am 19. Februar 1958 in Essen geboren. Seine Eltern stammen aus Kulmbach und zogen des Berufs wegen ins Ruhrgebiet. Nach ihrer Rückkehr Anfang der 70er Jahre beendete er eine Lehre als Dreher vorzeitig und arbeitete 20 Jahre lang in einer Kautschukfabrik. Nach Werksschließung schulte er zum Natursteinpflasterer um arbeitete bis zu seinem Eintritt in den Rentnerstand im März diesem Jahres 25 Jahre bei Novem in Kulmbach und Vorbach. Er war bereits in seiner Jugendzeit sehr kreativ im Umgang mit Holz. Daraus entstand für ihn die Neugier auch mit anderen Materialien zu arbeiten, was sich immer mehr in die Richtung Farben und Formen entwickelte. Er widmet sich seinem Hobby Malerei seit rund einem Vierteljahrhundert. Wagner wohnt seit 2012 in Speichersdorf.
Neben der einwöchigen Ausstellung in der Schule wird die Ausstellung in den beiden örtlichen Bankfilialen, Rosenthal-Shop, Apotheke und Rathaus zu sehen sein. Gezeigt werden die Kunstwerke auch im Kulturzentrum und Therme Weißenstadt.
Text/Bilder: Arnold Koch