Ein deutliches und unüberhörbares Zeichen für Demokratie, Menschenrechte, Vielfalt, Respekt, Humanität und Nächstenliebe setzte Speichersdorf Anfang des Monats März. Unter diesem Motto luden zahlreiche Vereine und Verbände, die evangelische und katholische Kirche sowie die Gemeinde Speichersdorf ab 18 Uhr zu einer öffentlichen Kundgebung am Brunnen vor dem Rathausplatz ein. Nicht redegewandte Politiker, sondern engagierte Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte unserer Gesellschaft riefen zum friedlichen Miteinander und Zusammenleben unter dem Motto „Speichersdorf ist bunt“ auf. Gemeinsamer Austausch und für demokratische Werte einzustehen, waren die erreichten Mottoziele. Nach der musikalischen Eröffnung durch den Wirbenzer Posaunenchor hieß Bürgermeister und Versammlungsleiter Christian Porsch die rund 300 Teilnehmer am Rathausbrunnen willkommen.
„Guten Abend Speichersdorf. Danke für Eurer kommen. Dies setzt Zeichen für Demokratie, Menschenrechte, Vielfalt, Respekt, Humanität und Nächstenliebe“, verdeutlichte Initiator Jochen Reger. Die Idee ist bei einer Vortragsveranstaltung der evangelischen Kirche zum Thema „Achtung und Würde des Menschen und gegenseitigem Umgang“ entstanden und wurde von Unterstützerkreis, der politischen Gemeinde, Vereinen und Kirchen gefördert. Die Kundgebung war ein Zeichen gegen Hetze, Ausgrenzung und gegen antidemokratische Bewegungen. „Es kommen vor allem auf uns selbst an unser Zusammenleben demokratisch, menschlich, vielfältig, respektvoll, friedlich, in Freiheit und human zu gestalten. Wir setzen heute gemeinsam ein Zeichen gegen Hass, Hetze, persönliche Beleidigungen und Gewalt“, so Reger. Er betonte, dass Bestrebungen abgelehnt werden müssen, die menschenverachtende Ziele verfolgen und die Demokratie auch durch die Forderung nach Reimmigration als Form der Vertreibung bedrohen. Dies betrifft auch Mitbürger, die schon lange hier leben, Schutzsuchende, Freunde und Nachbarn. Sein Dank galt allen Unterstützern und Teilnehmern, die mit ihrer Anwesenheit ein deutliches Zeichen der Zusammengehörigkeit setzten.
Keine Alternative zur Demokratie
„Wir leben in einer Zeit der Krisen, Kriegen, immensen politischen und sozialen Herausforderungen. Das alles ruft bei uns Sorgen und Ängste hervor und die Auswirkungen sind auch bei uns spürbar. Es gibt keine Alternative zur Demokratie“, erklärte Bürgermeister Christian Porsch. Der Meinungsaustausch, Ringen um die besten Lösungen und die Diskussionen der Parteien sind alternativlos. Vielfach wurde verlernt zuzuhören, Respekt eingebüßt, die Verrohung wächst. „Die Grenzen allen Handelns setzt das seit 75 Jahren bestehende Grundgesetz. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Demokraten und der Staat müssen dort eingreifen, wo die manifestierten Grundrechte angegriffen werden. Es geht um die Demokratie und um unser Land“, so der Versammlungsleiter. Geflüchtete suchen Schutz und neue Heimat. Er erinnerte an den Flüchtlingsstrom nach Kriegsende, an die Gastarbeiter und Übersiedler sowie an die Menschen aus den 40 Nationen, die in Speichersdorf eine neue Heimat fanden und mit zum wirtschaftlichen Aufschwung beitrugen. Ohne sie wäre die Versorgung in vielen Bereichen, etwa in der Pflege, bei der haus- oder zahnärztlichen Versorgung oder in der Kinderbetreuung nicht möglich. „Daher das klare Bekenntnis der Gemeinde zu einem bunten und vielfältigen Speichersdorf. Lassen wir uns nicht spalten und unser Land destabilisieren. Vertrauen wir in unsere Demokratie, die uns in den zurückliegenden Jahrzehnten Sicherheit und Wohlstand brachte“, schloss das Gemeindeoberhaupt.
„Speichersdorf war und ist immer offen für Menschen aus anderen Ländern. Wir alle setzen heute ein Zeichen für Demokratie, Menschenrechte, Humanität und Nächstenliebe“, erklärte Sozialpädagogin Dolores Longares-Bäumler als Vertreterin der Caritas. Es muss selbstverständlich sein Mitmenschen zu achten, anderen zu helfen, Flüchtende aufzunehmen und für Demokratie und ihre Werte einzutreten. „Es gibt keine Alternative zur Demokratie, die uns alle Freiheit und die Wahrung der Menschenrechte garantiert“, schloss sie. Altbürgermeister und TSV-Vorsitzender Manfred Porsch betonte, dass in der Gemeinde seit jeher Integration und gut nachbarschaftliches Miteinander gelebt wird. Auch der Sport und die Vereine tragen dazu bei diese Aufgaben zu bewältigen. Aktuell werden rund 15 Flüchtlinge durch TSV-Aktive im Fußball trainiert. „Dies ermöglicht sich in der neuen Umgebung und Gesellschaft einzufinden, sich zu beschäftigen. Rassismus, Respektlosigkeit, Ablehnung haben bei uns keinen Platz“, so Manfred Porsch. Er rief zum gegenseitigen Respekt und Nächstenliebe als Form der Kameradschaft auf.
Emotionaler Beitrag
Als Vertreter der Krieger- und Soldatenkameradschaften in der Gemeinde betonte Markus Köppel, dass Soldaten für die Menschenrechte und gegenseitigen Respekt eintreten und die Bundeswehr die demokratischen Werte der Gesellschaft und Integrität der Bundesrepublik zu verteidigen hat. Der gesellschaftliche und soziale Zusammenhalt wird durch das Einhalten der im Grundgesetz verankerten Rechte der Menschen garantiert und das friedliche Miteinander ermöglicht. Dieses füreinander Einstehen, Achtung voreinander haben, heißt: Auch bei der Bundeswehr wird Kameradschaft gelebt. „Lasst uns alle Kameraden werden“, war sein Schlusssatz. Rainer Prieschenk vom Fichtelgebirgsverein betonte, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur bei gegenseitigem Respekt und Verständnis miteinander in Frieden zusammenleben können.
Die evangelische Pfarrerin Friedericke Steiner aus Wirbenz erzählte aus ihrer Kindheit, als ihre Familie nach 15 Jahren Missionarstätigkeit aus Neuguinea nach Deutschland zurückkehrte und sie als Achtjährige Ausgrenzung durch ihr „Anderssein“ in der Schule erfuhr. Ihr wurde durch dieses traumatische Erlebnis klar, dass sie sich für ausgegrenzte Menschen einsetzen muss. Sie warnte davor, dass Parteien Macht bekommen, wo es nicht um den Menschen selbst und sein Wesen, sondern um seine Herkunft, Hautfarbe, Religion geht. „Seid mutig, stark und geht den Weg der Freundlichkeit und setzt Euch mit allen an einen Tisch, lernt Euch kennen, geht mit Achtung aufeinander zu“, schloss Steiner.
„Durch Eurer Dasein zeigt Ihr: Wir sind anders. Wir befolgen das Gebot der Nächstenliebe. Niemanden etwas antun, dass man selbst sich nicht wünscht“, verdeutlichte der katholische Sven Grillmeier. Alle sind aufgerufen für die Schwachen die Stimme zu erheben, füreinander einzutreten, Recht und Demokratie zu verteidigen.
Die Teilnehmer hatten eine Kerze oder Windlicht mitgebracht oder erhielten solche zum Ende der Veranstaltung. Mit deren Entzünden setzten sie ein leuchtendes Zeichen für die einzutretenden Werte.
Text: Arnold Koch