Zukunftsfähig, ressourcenschonend und nachhaltig

Im Beisein von Umweltminister Thorsten Glauber, weiteren Ehrengästen sowie zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern wurde am vergangenen Pfingstsamstag die generalsanierte und erweitere Kläranlage der Gemeinde Speichersdorf eingeweiht und kirchlich gesegnet. Trotz der dreijährigen Bauzeit inmitten der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der Energiekrise wurde das größte kommunale Bauprojekt in der Geschichte Speichersdorfs im gesteckten Kostenrahmen umgesetzt. Die Gemeinde investiert damit 10,8 Millionen Euro in den Gewässer- und Umweltschutz und hilft Betriebskosten zu sparen.

„Heute ist ein freudiger Tag für die Gemeinde Speichersdorf, für die Bürger und die Umwelt“, betonte Bürgermeister Christian Porsch zu Beginn des kurzen offiziellen Einweihungsteils. Nach etlichen Jahren der intensiven Planungs- und Genheimigungsphase sowie einer dreijährigen Bauzeit ist die generalsanierte und erweiterte Kläranlage neben dem Speichersdorfer Flugplatz fertiggestellt. Porsch dankte den beteiligten Planern, Baufirmen und Mitarbeitern der Gemeinde aber auch dem Wasserwirtschaftsamt Hof und dem Freistaat Bayern für das gute Miteinander und den reibungslosen Bauverlauf.

Umstellung auf Faulung hilft Betriebskosten zu senken

Nachdem sich die gesetzlichen Vorgaben an die Abwasserreinigung in den zurückliegenden Jahren stetig geändert hatten und die bestehende Kläranlage aus dem Jahr 1989 zu klein geworden war, entschloss sich die Gemeinde bereits im Jahr 2008 für eine Generalsanierung und Erweiterung. Mit der Realisierung sollte gewartet werden, bis das Abwasserkonzept der Gemeinde Speichersdorf umgesetzt wurde und der Anschluss mehrerer Ortsteile an die zentrale Kläranlage erfolgte. Mehrere Varianten wurden geprüft und auch mit einem Anschluss an die Kläranlage in Kemnath verglichen. Schlussendlich entschied sich der Gemeinderat für den Erhalt einer eigenen Kläranlage und die Umstellung auf anaerobe Schlammstabilisierung, sprich auf Faulung, und Nutzung des Klärgases zur Eigenstomversorgung und Wärmegewinnung.  „Dieses Pilotprojekt bei Anlagen unserer Größenordnung ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg zu einer möglich großen Energieautarkie. Durch die Erweiterung auf 8000 Einwohnergleichwerte schaffen wir uns als Gemeinde Zukunftsperspektiven“, betonte der Bürgermeister. Rund die Hälfte des benötigten Stroms, knapp 180.000 Kilowattstunden, kann durch das Blockheizkraftwerk und die 75 kWp-PV-Dachanlage im Jahr selbst erzeugt werden. Bei dem aktuellen Strombezugspreis der Gemeinde liege die Ersparnis bei über 100.000 Euro im Jahr, so Porsch.

Umbau im laufenden Betrieb

Eine besondere Herausforderung war der Umbau bei laufendem Betrieb. Ziel der Gemeinde war es, so ressorcenschonend wie möglich zu arbeiten, möglichst viele Bestandsbecken und -gebäude weiterzunutzen und somit graue Energie einzusparen. Dies sei auf vorbildliche Art und Weise gelungen, beglückwünschte Umweltminister Thorsten Glauber in seinem Grußwort. Er lobte die Gemeinde Speichersdorf für deren Nachhaltigkeitsansatz sowie den Mut, bei der Generalsanierung auf Faulung umzustellen. Dieser Entschluss aus dem Jahr 2016 hätte sich mit Blick auf die hohen Energiepreise mehr als ausbezahlt. Kläranlagen stellten in Bayern die größten Stromverbraucher der Kommunen dar. Glauber sicherte zu, sich auch weiterhin für eine Fortführung der RZWas-Förderung stark zu machen, die gerade für solche Projekte im ländlichen Raum unerlässlich sei.

Die Baukosten von 10,8 Millionen Euro wurden vom Freistaat Bayern und dem Bund mit rund 1,9 Millionen Euro gefördert. Die verbleibende Summe wurde zu 80 Prozent auf die Anschlussnehmer und zu 20 Prozent auf die Gebühren umgelegt. Die letzte der drei Raten des Verbesserungsbeitrags wird im Frühjahr 2025 eingehoben, wie Bürgermeister Porsch bekanntgab. „Das ist Eure Anlage“, rief Porsch den zahlreich anwesenden Bürgerinnen und Bürgern zu. Nach einem Einblick in die verschiedenen Reinigungsstufen der neu konzipierten Kläranlage durch die Ingenieurbüros Wolf aus Kemnath und Zwick aus Weiden schloss die kirchliche Segnung durch Pfarrer Hannes Kühn den offiziellen Teil ab.

Programm bis in den Nachmittag

Bei einem Rundgang über die Anlage überzeugten sich schließlich die Ehrengäste und die Bürgerinnen und Bürger von der fachgerechten Ausführung der Baumaßnahmen. Beeindruckend für viele waren der neue Rechen- und Sandfang, das neu entstandene Nachklärbecken sowie der Faulturm. Die Kinder kamen bei einem Malwettwerberb zum Thema Wasser, die Erwachsenen bei Infoständen auf ihre Kosten. Die Speichersdorfer Musikanten unter Führung von Geburtstagskind Norbert Lodes sorgten für die musikalische Umrahmung, der TSV Kirchenlaibach/Speichersdorf übernahm das Catering zu stark vergünstigten Preisen.

Hintergrund

Nachdem das Wasserwirtschaftsamt im August 2020 nach mehrjähriger Prüfung die baurechtliche Freigabe erteilt hat, wurden im Oktober die Baumaßnahmen am neuen Betriebsgebäude durch den Gemeinderat an die heimischen Firmen König und Nachtmann vergeben. Der Spatenstich erfolgte Anfang November 2020. Die Ausschreibungsergebnisse beliefen sich für die Gesamtbaumaßnahme inklusive Nebenkosten und Mehrwertsteuer auf 10,8 Millionen Euro. Die Bautechnik wurde von der Firma Bauer aus Erbendorf, die Maschinentechnik von der Firma ELIQUO STULZ GmbH aus Grafenhausen, die Faulbehälter, Gasaufbereitung und Blockheizkraftwerk von der Firma ZWT aus Bayreuth sowie die Steuerungstechnik von der K+B E-Tech GmbH & Co. KG aus Cham ausgeführt.